Mittwoch, 1. Mai 2024

Beltane

An Beltane, dem vierten Jahreskreisfest, feiern wir den Übergang vom noch zurückhaltenden Frühling in den Sommer der Fülle und der Fruchtbarkeit. Am Ersten des Monats Mai beginnt nach keltischer Tradition das Sommerhalbjahr, welches vor allem durch Fröhlichkeit, Wärme, Licht, ausgiebige Feste und Feiern gekennzeichnet ist.

Beltane - Ein ausgelassenes Fest des Lebens und der Fröhlichkeit

 Beltane ist ein Vollmondfest, das eigentlich in der Vollmondnacht zwischen der Frühlings-Tagundnachtgleiche und der Sommersonnenwende, heute allerdings wird meist in der Nacht auf den 1. Mai gefeiert. Es ist der berühmte „Tanz in dem Mai“. Beltane ist das Fest der strahlenden Sonne. BEL bedeutet strahlend, leuchtend, glänzend. Bel ist auch der Name des keltischen Gottes des Feuers. TANE, TENE oder auch TEINE bezeichnet das “Feuer” selbst.

Die Heilige Hochzeit

 An Beltane feiern wir die Heilige Hochzeit von Maikönig und -königin. Der Sonnenkönig ist heran gewachsen, stark geworden und feiert Hochzeit mit seiner Braut, der jungen Göttin im Blumenkleid, die er an Ostara kennenlernen durfte. Gemeinsam segnen sie die Erde, damit überall sich Fruchtbarkeit entfaltet. Dieses Fruchtbarkeitsfest zelebriert die Vereinigung von männlichem und weiblichem Aspekt – die Erde wird befruchtet denn der Samen wurde in sie gepflanzt und will nun als neues Leben aufgehen und dem Licht entgegenwachsen.

 Es ist auch eine Alchemistische Hochzeit, denn Feuer (männlich) vermählt sich mit Wasser (weiblich). Der Frühling und somit die Wasserzeit geht zu Ende, der feurige Sommer kann kommen!


 In dieser Heiligen Nacht erleben wir das Aufeinandertreffen polarer Energien, aus denen nicht nur das Leben, sondern auch ein erweitertes Bewusstsein hervorgeht. Im Verschmelzen dieser Energien sind wir weit jenseits von Geschlechterpolitik oder gar Geschlechterkampf, wir werden uns unserer unterschiedlichen Persönlichkeitsanteile bewusst. Wahrhaft zu lieben heißt ganz zu sein, ganz bei sich zu sein und auch den oder die Gegenüber als Ganzheit wahrzunehmen. Dann ist die Vereinigung leicht, weil niemandem etwas fehlt sondern Geschenke der Fülle ausgetauscht werden. Also lasst die Feuer brennen und die Liebenden hochleben!

 Es ist dieser befruchtende Aspekt des Festes, den das Christentum nicht gut heißen konnte. Tatsächlich ist Beltane das einzige Fest, das nicht von der Christlichen Religion “adoptiert” wurde, denn zu stark ist der Bezug zur Sexualität, zur Wildheit und zur Ausgelassenheit. Stattdessen wurde es zur Walpurgisnacht umdichtet.

Das Fest der heiligen Walpurga: Die Walpurgisnacht

Tatsächlich kennen wir heute das Fest Beltane auch als „Walpurgisnacht“ in der wilde, nackte Frauen ums Feuer tanzen, den Hexensabbat halten und sich mit Teufeln paaren. Das ist natürlich Unsinn und stammt aus den Verteufelungen der Frauen und der Naturspiritualität durch das Christentum seit dem finsteren Mittelalter.

Walpurga ist der Name einer keltischen Göttin, die später christianisiert und heilig gesprochen wurde. Interessanterweise stand das Kloster der Heiligen Walpurga in “Heiden-Heim” und war ein Doppelkloster für Männer und Frauen! Das Fest der heiligen Walpurga wird vom 30. April auf den 1. Mai gefeiert, da man dem Volk dieses Freudenfest nicht verbieten konnte.

Die Göttin Walpurga versinnbildlicht nicht nur Wildheit, Freiheit und Fruchtbarkeit. Ihr Name steht für Weisheit, denn die Vorsilbe „Wal“ findet sich in zahlreichen Bedeutungen.

Etwa im 2. Jahrhundert n.Chr. wird auf griechischen Tonscherben eine kelto-germanische “Waluburg Semnoni Sibylla” erwähnt, übersetzt „Waluburg, die Seherin der Semnonen”. Auch der Name Walaruna bedeutet “die Seherin, die die Geheimnisse kennt”. Ein weiterer wichtiger Aspekt der Wortsilbe „Wal“ sind die Walküren der germanischen Mythologie. Diese Walküren mit ihrem Walkürenritt erinnern sehr stark an die Hexen mit ihrem Hexenritt zur Walpurgisnacht auf den Blocksberg.

In Böhmen und Niederösterreich wird “Walpurga” als Sonnengöttin dargestellt: Eine weiße Frau (jungfräuliche Göttin) mit feurigen Schuhen (für die Erwärmung der Erde) und einer goldenen Krone (Sonne), mit Spiegeln und Spindel (Spinnen des Schicksals).

Die Bedeutung von Beltane im Jahreskreis

 Wird zum Julfest am 21. Dezember das neue Licht geboren und bereits am 1. Februar zu Imbolc die Rückkehr des (Tages)Lichtes gefeiert, so bezeichnet Ostara am 21. März den Frühlingsanfang und Beltane am 30. April den Sommeranfang. Es ist der Beginn der der sorglosen Zeit. Eine Zeit ohne Dunkelheit, Kälte und Hunger. Beltane liegt auf dem Jahreskreis genau gegenüber von Samhain und so wie Samhain das Ahnenfest des Todes ist, so ist Beltane das Freudenfest des Lebens, der Fruchtbarkeit und der Vereinigung. Während es bei Samhain um Abschied geht ist Beltane ein mächtiges und fröhliches Willkommen!

Die Portale zur Anderswelt

 An Beltane werden wie an Samhain die Wände zwischen den Welten dünn denn die beiden Feste liegen auf einer Achse. Feen, Elfen, Erd-, Wasser- und Baumgeister sind nun alle wach. Wer sie an den Tanzplätzen willkommen heißt hat Glück und Fülle das ganze Jahr. In dieser Nacht sind sie uns nah und wir können mit ihnen tanzen und uns tief verbunden fühlen mit der uralten Lebenskraft.

 An Beltane werden Orakel natürlich auch gerne befragt,- insbesondere in Liebesangelegenheiten. Ein beliebter Zauber ist das Apfelschälen, ein Apfel wird in einer langen Spirale vom Stiel bis zum Blütenansatz geschält. Die Schale darf dabei nicht abreißen! Dann wird die Schale mit dem Wunsch, den Namen des oder der Zukünftigen zu erfahren, über die linke Schulter geworfen. Beim zu Boden fallen bildet sie den Namen, oder die Initialen des Gesuchten.

 Die Kraftpflanze an Beltane ist natürlich die Rose! Sie hat eine starke Verbindung zur Venus und zu den Liebenden, aber auch Majoran, Thymian und Petersilie sind an Beltane sehr kraftvoll und nützlich. Kraftbäume sind Birke, Kirsche und blühender Apfel. Kraftsteine sind Rubin, Granat, Rosenquarz und alle Steine die mit dem Herz Chakra in Resonanz gehen. Traditionelle Getränke sind gewürzter Wein und natürlich die Waldmeister-Bowle (bitte mit echtem Waldmeister und nicht mit künstlichem Sirup) und bitte in Maßen und nicht in Massen.

Das Brauchtum an Beltane

 Die tiefen Wurzeln dieses Festes sind stark und voller Leben. Die überlieferten Bräuche reichen zurück bis in uralte Zeit. Maifeuer wurden und werden auf den Feldern entzündet und seit jeher wird an ihnen ausgelassen getanzt und gesungen.

 Auch errichten wir noch heute die traditionellen Maibäume. Mit einer Birke und einem grünen Kranz geschmückt sind es unübersehbare Phallus-Symbole, die die heilige Hochzeit und die Vereinigung von männlich und weiblich symbolisieren. Der traditionelle „Bändertanz“ um den Mai-Baum, ist eine wunderbare Gelegenheit für junge Männer, mit einem Mädchen „anzubandeln“. Die Lebensgeister wollen geweckt und genossen werden. Es ist der berühmte und beliebte „Tanz in den Mai“.

 Alte Traditionen zu pflegen, die alten Wurzeln wieder mit Lebenssaft zu füllen ist ein wunderbares Geschenk, aber auch hier kann man anpassen und den Brauch lebendig weiter entwickeln. Heute muss für den traditionellen “Maibaum” kein Baum sein Leben lassen. Suche sich eine schöne Birke, Weide oder Eberesche und schmücke ihre Äste wird mit bunten Bändern. Brot und Wein kannst Du als Gaben an die Wurzeln stellen und mit guten Wünschen und Bitten um Fülle und Wachstum aufladen.

 Quellen und Brunnen sind magische Orte in dieser Nacht, auch sie kannst Du gerne schmücken. In England nennt man diesen Brauch „Well Dressing“, den Quellnymphen werden bunte Kleider hin gehängt. Manchmal artete das allerdings aus und beliebte Quellen versanken förmlich unter Plastikbändern und Kerzenresten. Verwende deswegen bitte nur ungiftige und natürliche Materialien und verlasse die Ritualplätze so, als wäre dort nie etwas geschehen.