Sonntag, 1. Oktober 2023

Achtsam fotografieren

Achtsamkeit ist in letzter Zeit zu einem Modewort geworden, vor allem während der Coronavirus-Pandemie, wo wir gezwungen waren, uns abzuschotten, zu isolieren, für uns zu bleiben und den wichtigen Kontakt zu mit Freunden und Familie zu vergessen. Dieser Mangel an sozialen Kontakten wirkt sich auf unser Wohlbefinden aus und wir müssen besonders darauf achten. All das kann sich auch auf unsere Fotografie auswirken, so dass wir uns uninspiriert fühlen und die Kreativität verlieren, die uns überhaupt erst zum Fotografieren bringt.

Achtsamkeit kann jedoch der Schlüssel sein, um wieder anzufangen oder zumindest diese schwierigen Zeiten zu überstehen. Zu verstehen, wie sie deine Fotografie beleben kann, ist wichtig, denn es ist eine Technik, die dich für immer begleiten kann und die dir hilft, wenn du ein kleines Tief hast. Achtsamkeit bedeutet, die Macht der Fotografie zu verstehen. Hier sind also einige Tipps zur Achtsamkeit … in keiner bestimmten Reihenfolge:

Wertschätze die Schönheit der einfachen Dinge

Nach dem Ende der Lockdowns gibt es jetzt Menschen, die Urlaub im Ausland buchen und all die Dinge und Orte wiederentdecken die ihnen im letzten Jahr verwehrt geblieben sind. Exotische Orte. Ferne Orte. Überall, nur nicht hier! Darüber vergessen sie die einfachen Dinge des Lebens! Die Fotografie umfasst alles. Du kannst alles und jedes fotografieren. Es ist was immer dich glücklich macht. Das kann ein riesiger Wasserfall in einem anderen Land oder ein einfaches Stillleben mit Blumen auf deinem Küchentisch sein. Beides ist schön. Beides kann aus verschiedenen Gründen geschätzt werden. Mit der Verlockung des größeren Bildes, des dramatischeren Ortes, vergessen wir oft die schönen Dinge direkt vor unserer Nase. Wenn du also mit deiner Kamera hinausgehst, denk daran was du vielleicht verpaßt.

Lass dich nicht von anderen beeinflussen

Erstelle immer deine eigene Arbeit. Versuche nicht, andere zu kopieren. Liebe deine eigenen Ideen und Ergebnisse. Schätze dann die Arbeit anderer, aber lass das ihre Art zu denken sein. Was ist dein Weg? Was ist deine Vision? Inwiefern ist deine einzigartig? Sie sind nicht schlechter oder besser, nur anders. Deine Fotos sind auch anders und keineswegs falsch. Sie mögen in den Augen anderer falsch sein, aber wer kann schon sagen, was richtig ist? Sei dein eigener Richter. Verbessere dich, weil du es willst, weil du es brauchst. Geh deinen eigenen Weg und verbessere dich in deinem eigenen Tempo. Genieße auch diese Reise.

Die Ausrüstung spielt keine Rolle

Das tut es nicht, wirklich nicht! Wenn du eine teure Kamera hast, toll! Eine billige vielleicht, auch toll! Beide können fantastische Ergebnisse erzielen und auch genau die gleichen Ergebnisse. Es kommt darauf an, was du mit der Ausrüstung machst. Arbeite in deinen Grenzen. Arbeite mit deinen Stärken. Nutze deine Ausrüstung. Genieße es und hör auf, dich nach etwas anderem zu sehnen. Kenne deine Ausrüstung. Eine neue Ausrüstung wird dich nicht verändern. Es braucht Zeit, sich an eine neue Ausrüstung zu gewöhnen. Zeit, in der du vielleicht noch keine nennenswerten Vorteile hast. Rüste dann auf, wenn du kannst, aber nur dann, wenn du es wirklich brauchst. Die Kamera wird dich nicht verbessern. Du musst dich mit der Kamera verbessern.

Entschleunige dich

Das Leben ist ein einziger Trubel, genieße den Moment. Die digitale Fotografie hat nur zur Hektik beigetragen. Sofortige Ergebnisse. Sofortige Löschungen. Sofortige Rückmeldung. Null Kosten. Einhundert Ergebnisse kosten nicht mehr als ein einziges. Und doch ist es immer ein Foto, der das Endergebnis ist. Verlangsame dein Leben. Es ist dazu da genießen und auskosten. Es ist kein Rennen. Genieße jedes einzelne Bild. Eins nach dem anderen. Bleib im Einzelaufnahme-Modus. Stell dir vor, du hast nur 36 Aufnahmen zur zur Verfügung. Jedes wirklich gute Foto zählt. Verlangsame, genieße das Erlebnis und lass deine Fotografie die eine Sache sein die dir erlaubt, ab und zu auf der Kriechspur zu bleiben.

Akzeptiere, was ist

Es gibt nie wirklich einen Grund zu jammern. Alles kann man genießen. Dein Standort mag vielleicht nicht "ideal" sein, aber es ist trotzdem ein Ort zum fotografieren. Dann genieße ihn so, wie er ist. Enthülle was er hat. Das Licht ist nie perfekt. Hör auf dir diese Perfektion vorzustellen. Licht kommt in allen Arten. Nutze das Licht, das du hast. Passe dich ihm an. Nutze seine Vorteile. Sonnenschein ist nicht immer das Beste. Regentage sind oft eine Ausrede. Eine Ausrede, um nicht auszugehen. Nicht zu tun, was du geplant hast. Aber Regen bringt bestimmte Qualitäten mit sich. Er gibt dir Dinge die trockene Tage nicht erreichen können. Er ist ein weiteres Element. Nimm einen Regenschirm mit und fotografiere. Halte die Schönheit des Regens fest. Genieße deinen Standort. Genieße das Licht. Schätze das Wetter. Das alles kann sich in einem Moment ändern.

Dein Notizbuch

Du wirst ein Notizbuch erst zu schätzen wissen, wenn du es benutzt. Es ist ein Prozess, Dinge aufzuschreiben. Es hat einen Sinn. Es bündelt deine Gedanken. Es ordnet sie. Organisiert sie. Zeigt sie auf. Es wird dir helfen zu verstehen. Du kannst auf deine Notizen zurückgreifen. Dieser eGuide wurde mit Hilfe eines Notizbuchs erstellt. Alle meine Artikel sind so entstanden. Eine Liste mit Ideen. Zukünftige Artikel zu schreiben. Zukünftige Orte, die ich fotografieren möchte. Techniken, die ich schon ausprobiert habe und wieder ausprobieren möchte. Ein Notizbuch kann dir helfen, deine Fotografie zu verbessern. Dinge aufzuschreiben wird deine Fotografie verbessern. Das weiß ich nur aus Erfahrung.

Vergiss, dass Orte schon erobert wurden…

…dieser Ort ist dein Ort. Wenn du dort bist, gehört er gehört er dir, nur für diesen Moment. Wenn es dein erster Besuch ist, ist er neu und aufregend. Du bist vielleicht nicht der erste Person, aber jede Erfahrung ist inpiduell. Vergiss, was hier schon einmal gemacht wurde. Jetzt bist du dran. Was kannst du hier tun? Genau das Gleiche wie alle anderen? Vielleicht! Etwas ganz anderes? Vielleicht auch! Lass dich nicht abschrecken von früheren Besuchen anderen. Wie siehst DU es? Was bedeutet es für DICH? Halte das in deinen Fotos fest.

Schätze deine Umgebung

Nimmst du wirklich alles wahr, was um dich herum ist? Die meisten von uns tun das nicht wirklich. Dieser Ort kann zwei Meilen von zu Hause sein oder vielleicht 2000 Meilen. Aber er ist da, also nimm ihn in dich auf. Atme ihn ein. Erlebe den Ort. Mach das alles ohne deine Kamera zur Hand zu haben. Nimm dir Zeit. Was siehst du? Was fühlst du? Wenn es ein toller Ort ist Ort ist, gibt es zweifelsohne eine Menge aufzunehmen, eine Menge zu verarbeiten. Es gibt viel zu verarbeiten. Wenn es in der Nähe von zu Hause ist oder ein ein einfacher Ort ist, gibt es wahrscheinlich weniger zu verarbeiten. Aber es muss trotzdem verarbeitet werden. Unterschiedliche Orte. Unterschiedliche Herangehensweisen, aber alle sind gleich wertvoll.

Liebe dein Zuhause

Ich habe schon oft über Heimat gesprochen und dass es etwas ist, das man schätzen und genießen sollte, etwas, das man nicht ignorieren sollte, sogar in diesem eGuide schon. Zweifellos hast du die Entscheidung getroffen, wo du leben willst. Hoffentlich ist es ein schöner Ort. Aber es wird nur allzu leicht nur ein Ort. Du gehst hindurch und vergisst, warum du dort lebst. Du lebst hier und fotografierst anderswo. Das ist der Standard. Andere mögen es vielleicht als das Gegenteil sehen. Sie leben woanders und wollen dich besuchen, wo du wohnst. Nein, wirklich! Sieh deinen Ort mit den Augen eines Fremden. Was magst du an deinem Ort wo du wohnst? Was hasst du? Beides kann mit deiner Kamera eingefangen werden.

Nicht recherchieren

In vielen Artikeln über Fotografie wird empfohlen, so viel wie möglich über einen neuen Ort zu recherchieren. Das spart oft Zeit. Es spart Mühe. Es vermeidet Enttäuschungen und kann helfen, eine Aufnahme zu garantieren. Aber vielleicht kann es auch die Kreativität unterdrücken. Mein Rat ist, nicht zu recherchieren. Warum nicht einfach hingehen und das Unbekannte entdecken. Es kann enttäuschen, aber es kann auch das Unerwartete belohnen. Das ist doch das Spannende daran! Das Glücksspiel. Geh einfach los, geh an einen neuen Ort und schau, was er zu bieten hat. Zu viel Recherche kann die Augen davor verschließen, was es wirklich zu aus erster Hand erfahren.

Halte deine Stimmung fest

Wir sind nicht immer glücklich, niemand ist es jemals! Wir sind nicht so gebaut. An manchen Tagen fühlen wir uns düster, und an anderen Tagen scheint das Leben perfekt zu sein. Die Fotografie sollte all diese emotionalen Phasen durchlaufen glücklich und traurig, und sie hat die kreative Kraft, all das auch einzufangen. Deine Bilder sollten zeigen, wie du fühlst. Du kannst deine Kamera benutzen, um deine aktuelle Stimmung einzufangen. Wenn du dich schlecht fühlst, verringere deine Belichtung. Unterbelichte leicht, um eine dunklere, düstere Stimmung zu zeigen. Wenn du dich glücklich fühlst neigst du hingegen zu einem High-Key-Effekt oder verwendest mehr Farben. Halte die Dinge heller. Es geht nicht um Über Über- und Unterbelichtung, nicht auf die falsche Art und Weise. Es geht darum, die Helligkeit zu optimieren. Wenn wir es richtig machen, passt es zu unserer Stimmung, kann es auch eine Interpretation sein, die der Kreativität dient. Hab keine Angst, die Belichtung an deine Stimmung anzupassen.

Bewege die Kamera

Kameras sitzen auf Stativen. Diese dreibeinige Kreatur hält sie schön ruhig und hilft Unschärfe in unseren Fotos zu vermeiden. Denn Unschärfe ist schlecht, oder? Falsch! Statik kann, nun ja, zu statisch sein manchmal. Nimm also aus der Hand auf. Vergiss das Stativ. Füge sogar etwas Unschärfe hinzu, füge etwas Bewegung hinzu. Bewege die Kamera sogar. Unschärfe ist gut. Ein Mangel an Schärfe ist gut. Es wird nur nicht akzeptiert, weil es eine Regel bricht. Du fängst etwas ein, das anders ist als das, was das Auge natürlich sieht. Die Kamera bietet etwas Neues. Lass Unschärfe in deine Bilder einfließen. Sie ist gewollt, aber keine Entschuldigung für schlampige Arbeit. Genieße die Freiheit der Kamerabewegung und sieh, was du schaffen kannst.

Besuche Orte ohne Kamera

Dies ist so eine Sache. Nimm immer eine Kamera mit, lautet ein oft zitiertes Sprichwort. Sehr vernünftiger Ratschlag also. Aber vielleicht solltest du einen neuen Ort auch ohne Kamera zu besuchen. Diese Idee hat auch Vorteile. Es gibt weniger Druck, etwas zu erobern und mehr mehr Möglichkeiten, das zu schätzen, was tatsächlich dort ist. Eine Chance, den Ort über den den begrenzten Rahmen eines Suchers zu sehen. Wenn es viel zu sehen und zu fotografieren gibt, dann kannst du mit deiner Kamera zurückkehren. Wenn nicht, war es war es ein schöner Ort, an dem man einfach nur herumlaufen konnte! Dann hast du nichts zu verlieren, aber viel zu gewinnen.

Frei übersetzt nach einem Artikel von Craig Roberts