Ostara ist das dritte Fest im Jahreskreis (nach Jul und Imbolc) und wird zwischen dem 19. und dem 21. März begangen. In diesem Jahr fällt die Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche auf den 20. März.
Ostara bringt uns die Sonne, das Licht, die Wärme und das Leben wieder zurück und symbolisiert neues Wachstum und Wiedergeburt. Sie ist die Tochter der Frigg und des Wotan. Ostara kämpft jedes Jahr gegen die Eisriesen des Winters und trägt schließlich den Sieg davon. Kälte und der Frost müssen sich zurückziehen, die Sonne schickt ihre wärmenden Strahlen auf die Welt – der Frühling kann beginnen.Nach dem langen Winter beginnt die Auferstehung der Natur. Als Frühlingsbotin ist sie ist das Sinnbild der zeugungsbereiten und erwachenden Natur. Es gibt auch Überlieferungen, denen zufolge „Os-tara“ aus zwei alten Sprach- und Lautsilben besteht: „Os“ ist „Mund-Schoß-Erde-Geburt-Entstehung“ und „tar“ bedeutet „zeugen“. Ostara könnte also mit Erd-Zeugung übersetzt werden.
Historisch und kulturwissenschaftliche wird oft angezweifelt, dass eine Göttin mit dem Namen Eostra oder Ostara tatsächlich verehrt wurde. Sie soll eher eine romantische Erfindung der Neuzeit sein. So steht im Handwörterbuch des deutschen Aberglaubens aus dem Jahre 1935: „Wenn schon eine angelsächsische Eostra auf schwachen Füßen stand, hielt die Forschung erst recht eine deutsche Göttin Ostara für nicht nachweisbar.
Allerdings spekuliert Jacob Grimm in seinem Werk „Deutsche Mythologie“ über eine germanische Göttin mit dem Namen Ostara, auf der Basis von Bedas Eostrae: „Die beiden göttinnen, welche Beda (de temporum ratione cap. 13) ganz kurz, ohne nähere schilderung, bloß zur erklärung der nach ihnen benannten monate anführt, sind Eástre und Hrede; von dieser hat merz, von jener april seinen sächsi[s]chen namen.“
Ein weiteres etymologisches Indiz, das Grimm heranzieht ist der „ôstârmanoth“ (Ostermonat – ahd. für April): Er kommt zum Schluss: „Ostara, Eástre mag also eine Gottheit des strahlenden Morgens, des aufsteigenden Lichts gewesen sein, eine freudige, heilbringende Erscheinung, deren Begriff für das Auferstehungsfest des christlichen Gottes verwandt werden konnte.“
Strahlende Göttinnen der Morgenröte bzw. der Morgendämmerung tragen Namen, die jenen der Göttin Ostara oder Eostra ähneln: die litauische Göttin Ausrine, die lettische Auseklis, die römische Aurora, die griechische Eos, die hinduistische Ushas. Diese „Ahninnen“ der Ostara steigen also verheißungsvoll jeden Morgen im Osten auf, um den neuen Tag zu bringen. Sprachethymologisch gibt es auch eine Verwandtschaft zu Astarte, der Vegetations- und Fruchtbarkeitsgöttin aus dem syrisch-phönikisch-westsemitischen Raum.
Gleichgültig, welchen Namen einer Frühlingsgöttin gegeben wurde, das Auferstehen der Natur, die aufkeimende Fruchtbarkeit, die deutlich zunehmende Kraft der Sonne und damit des Lichts und der Wärme wurde in vielen Regionen dieser Erde gefeiert und einer Göttin zugeschrieben.
Einer Göttin, die aus dem „Osten“ die Sonne bringt. Denn auch die Himmelsrichtung „Osten“ kommt von dieser ersten Silbe „os“, die in Ostara enthalten ist. Das Erscheinen des Lichtes wurde immer im Osten erlebt. Im Osten wird die Sonne „geboren“. Ab der Frühlings-Tag-und Nachtgleiche (bis Sommerbeginn) jeden Tag ein wenig früher.
Das Brauchtum rund um die Oster- und Frühjahrsfeste hält die Erinnerung an die Feste zu Ehren der Göttin heute noch wach, auch wenn die christlichen Kirchen diese Kulte zu Unrecht als Osterfest für sich reklamieren.